Computergestützte
Untersuchung der Körperhaltung – praktische Tipps
Diese Seite bespricht die Fragen der Durchführung der Untersuchung der
Körperhaltung aus praktischer Sicht.
Autor: Jaros³aw Jasiêga
Absolvent der Sportakademie
und Akademie für Ökonomie in Wroc³aw. Seit 10 Jahren als Physiotherapeut tätig.
Instruktor der Ödemtherapie. Teilnehmer der Kurse in Manual-, Craniosacral-,
Mulligan- und Ödemtherapie, medizinischem Taping, Ackermannosteopathie.
Mitveranstalter der Kurse in Komplexer Ödemtherapie sowie in Therapie nach der
Ackermannmethode. Seit 10 Jahren führt er Untersuchungen der
Körperhaltungsfehler mithilfe der Anlagen der Firma CQ Elektronik System durch,
die das Moirè-Projektionsphänomen anwendet.
Kontakt: Mobil: 0606 752 976; jasiega@wp.pl; www.kto.com.pl
1.
Haltungsfehler
Die
richtige und defekte Körperhaltung werden in der Gesellschaft nicht richtig
geschätzt.
Einen Einfluss darauf
haben relativ entfernte Konsequenzen der Störungen im Bereich des
Bewegungsapparates. Die Kinder signalisieren am häufigsten selbst ihre
Körperfehler nicht. Äußerst selten beschweren sie sich auch über Schmerzen, die
bestimmt erst später auftreten und am öftesten mit der Überanstrengung eines
der Wirbelsäulenabschnitts verbunden sind. Die Schmerzen setzen erst dann ein,
wenn die Änderungen die Struktur betreffen und somit unabwendbar sind.
Auch die Eltern sind nicht imstande, ungünstige Änderungen
bereits am Anfang aufzudecken. Es ist am öftesten mit dem täglichen gemeinsamen
Verweilen verbunden. Das Kind wächst auf und erst eine selten zu Besuch
kommende „Tante“ macht uns darauf aufmerksam, dass unser Knirps zwei mal so
groß geworden ist. Um so mehr ist die Wahrnehmung der anfänglich geringen
Änderungen im Bereich der Wirbelsäule und Füße äußerst schwierig.
Deswegen ist frühzeitige Diagnose und Vermessung dessen,
was mit dem Kind geschieht, von großer Bedeutung. Es ist ein spezifisches
Handeln und somit untergeschätzt. Wesentliche Mehrheit der medizinischen
Handlungen ist nicht mit der Vorbeugung verbunden, sondern mit einem sofortigen
Diagnostizierungsbedarf vor der
geplanten Behandlung. EKG, USG, EEG, RTG, Resonanz, Laboruntersuchungen ... dienen
der Aufdeckung der Ursachen der Schmerzen. Der Zweck ist Verabreichung
konkreter Heilmaßnahmen. Diese Untersuchungen sind gewissermaßen durch den
Patienten erzwungen, denn um zu heilen, muss man wissen was.
Eine andere Gruppe bilden die Untersuchungen, die
prophylaktisch vorgenommen werden. Das sind u.a. Mammographie, oder die
Untersuchung der Knochendichte auf Osteoporose. In diese Gruppe sollten in
überwiegender Mehrheit eben die Screening-Untersuchungen der Körperhaltung
fallen.
Die genannten Untersuchungen zeichnen sich dadurch aus,
dass sie ernsthafte Krankheiten und Komplikationen in der Zukunft vorbeugen.
Die gesunde Mode, nach Brustkrebs zu suchen, erschien aus dem Bewusstsein der
Konsequenzen der Vernachlässigungen. Und die Folgen sind bekannt und
unabwendbar.
Ähnlich ist mit den Konsequenzen der Vernachlässigung im
Bereich der Körperhaltung. Die Folgen sind ebenso groß. Über 85% der
gegenwärtigen Gesellschaft hatte, hat oder wird Probleme mit der Wirbelsäule
haben. Die Behandlung der Beschwerden, denen die Änderungen im Bereich der
Wirbelsäule zugrunde liegen, ist wohl der größte wunde Punkt auch bei den
Ärzten. Die Behandlung ist langwierig und hat oft den Charakter großangelegter
und vielflächiger Nachforschungen. Das ist eben die Wirbelsäule, die Herz-,
Nieren- oder Kopfschmerzen hervorrufen kann.
Die Unwirksamkeit der Behandlung wird von der Mehrheit
der Patienten erfahren. Das sind Menschen, die bis ihrem Lebensende zu den
öfteren oder selteneren Facharztbesuchen verurteilt sind. Viele Untersuchungen,
die während der Suche nach Beschwerdeursachen gelegentlich gemacht werden,
bringen sehr oft keine Antwort auf die Frage: Warum schmerzt es?
„Unsere
Unbeholfenheit in der Behandlung dieses Syndroms ist entsetzlich. Die
Verwirrung, die Kreuzschmerzen in der Gesellschaft und unter den Ärzten
hervorrufen, ist größer als durch alle anderen Krankheiten zusammengenommen.“
Raymond Million
„Die
Diagnostik der Kreuzschmerzen ist schwieriger als der Schmerzen im Bereich
anderer Bewegungsorgane(...). Die Kreuzschmerzen werden durch ein Mündel von
verschiedenen Ursachen und ungünstigen Faktoren hervorgerufen, und nicht durch
einen einzelnen Stimulus – z .B. Gewichtheben.“ Prof. Dr. hab. med. Artur Dziak
2.
Rolle
der Screening-Untersuchungen (Bedarf an einer schnellen, nicht invasiven
Diagnostizierung)
Die
Screening-Untersuchung zur Feststellung der Haltungsfehler im Moirè-
Projektionsverfahren
kann bereits bei Kindergartenkindern durchgeführt werden.
Die Termine
der Untersuchungen, die Screening-Tests zur Ermittlung der Störungen des
Bewegungssystems genannt werden, deren Gutachter Prof. Dr. med. habil. D.
Tylman, med. Arzt M. Nale¿yty und Doz. Dr. der Körpererziehung Maria
Kutzner-Koziñska sind, wurden von der letzten in ihrem Buch über
Korrektionsübungen angegeben[1].
Sie
bestimmt das Ziel der Tests als Suche bei den Kindern und Jugendlichen nach
folgenden Störungen des Bewegungssystems:
1.
Laterale Wirbelsäulenkrümmung (Skoliose)
– bei Kindern im Alter von 6, 9, 11, 15 Jahren
2.
Fußdeformitäten (u.a. flache X-Füße) -
4, 6 Jahre
Die
Moiré-Methode ermittelt zusätzlich symmetrische Zusammenhänge im Bereich
des ganzen Rückens
(Schultern, Schulterblätter, Taillendreiecke...) und des Beckens (über die
hinteren Oberhüftbeinstacheln) sowie eine Reihe von zusätzlichen Parametern im
Bereich der Füße, was den Testumfang erweitert.
Das hier angegebene Alter ist charakteristisch für
Screening-Untersuchungen. Eine andere Frage stellt die Kontrolle der
angewandten Korrektionsmaßnahmen dar. Nach der Feststellung der Störungen in
der Körperhaltung soll das Kind Korrektionsmaßnahmen, und im Fall von größeren
Haltungsstörungen einem fachärztlichen Schutz unterzogen werden.
Die Untersuchungen, die einer Vorselektion ausgewählter
Kindergruppe dienen sollen, sind im Fall der Anwendung der auf der
Moiré-Fotogrammetrie gegründeten Anlage völlig harmlos. Es gibt hier keine
ungünstigen Einflüsse wie z. B. Strahlung.
3. Vereinfachte Beurteilung der Körperhaltung des
Untersuchten und
Vermessungen vor
der EDV-Untersuchung
Der Einsatz einer Fachausrüstung befreit nicht von der
Notwendigkeit, eine Beobachtung zu führen und den Untersuchten mithilfe
einfachster und zugänglichster Besichtigungsmethoden zu beurteilen. Jeder
Untersuchte soll einer Besichtigungsbewertung unterzogen werden, die in drei
Ebenen – von vorne, von der Seite und von hinten durchgeführt wird. Die
Aufmerksamkeit wird auf sämtliche Asymmetrien zwischen der rechten und linken Körperhälfte
gelenkt. Die Besichtigung ist am besten bei natürlichem Licht im hellen Raum
durchzuführen, so dass keine Schatten und Lichtstreifen auf dem Körper des
Untersuchten entstehen, die Mängel an Symmetrie vortäuschen könnten.
Beugetest. Die Bewertung mithilfe des Beugetests wird
durch Besichtigung des Untersuchten von hinten vorgenommen. Mit den auf die
Schulterbreite gespreizten Füßen lassen wir den Untersuchten eine freie Beuge
nach vorne machen, so dass er den Boden erreicht. Von der Beugeposition nach
vorne weisen wir ein langsames Geraderichten zur Vertikalstellung an. Das
Richten soll mit dem Lumbalabschnitt der Wirbelsäule beginnen, über den
Thorakal-, und Zervikalabschnitt bis zum Richten des Kopfes. Unsere
Aufmerksamkeit soll auf dem Verhalten der Wirbelsäule während der Bewegung
sowie auf der Symmetrie der linken und rechten Seite ruhen. Sehr oft bemerken
wir eine Kontraktur der hinteren Muskel des Oberschenkels (oft ist sie auf
einer Seite größer), was zur Beuge eines Knies (oder beider) und Bildstörung im
Bereich der Wirbelsäule und des Rückens führt.
Im Fall der Wirbelrotation während des Beugetests ist es
am einfachsten, den Rippenbuckel (auf dem Niveau der Brustwirbelsäule), oder
den Muskelwulst (auf dem Niveau der Lendenwirbelsäule) wahrzunehmen. Es kann
auch die Beweglichkeit einzelner Wirbelsäulenabschnitte während des Geraderichtens bewertet werden.
Bedeutend kann auch die Bewertung der Bewegungsumfänge
sowie der Kräfte einzelner Muskelgruppen sein. In diesem Fall testen wir die für
uns interessanten Muskeln oder Gelenke in isolierten Positionen.
Vor der Durchführung der Untersuchung mithilfe der
EDV-Anlage ist es notwendig, die untersuchte Person zu vermessen – es geht hier
vor allem um aktuelle Körpergröße und Gewicht.
Es ist notwendig nicht nur für die Verrechnung durch den
Computer bestimmter Parameter, sondern auch zwecks späterer Vergleiche und
Schlüsse bezüglich der angewandten Therapie und Maßnahmen, oder der Änderungen
wegen des Zeitverlaufs.
4. Bedarf an Geräteeinsatz
Der gesellschaftliche Bedarf an Diagnostizierung der
Körperfehler ist enorm. Welche Eltern wollen ihren Kindern eine schmerzlose
Zukunft nicht sichern? Sehr oft selbst an peinlichen Wirbelsäulenschmerzen
leidend, möchten wir unseren Kindern dasselbe Schicksal ersparen. Leider melden
die Kinder allein die Inkorrektheiten in ihrer Entwicklung nicht an. Wir,
Erwachsene, müssen voraussehen und vorbeugen.
Die Untersuchungen mithilfe technischer Geräte
ermöglichen die Objektivierung der Ergebnisse. Eine Reihe von Parametern, die
nach der EDV-Bearbeitung ermittelt werden, liefern ein genaues Bild des
Zustandes des gegebenen Kindes. Die Bearbeitung der Ergebnisse und ihre Analyse
können dank einer Großzahl der durch den Computer errechneten Parameter mehrflächig
verlaufen. Die Leistungsfähigkeit der Anlage ermöglicht einen kurzen
Zeitanspruch seitens einer untersuchten Person und somit Untersuchung einer
großen Gruppe in verhältnismäßig kurzer Zeit. Man muss auch Zeit für einen
direkten Kontakt finden und den Untersuchten nach aktuellem Zustand seiner
Gesundheit, der Körperhaltung fragen, oder ihm die Möglichkeit einer
Fragestellung geben.
5.
Forschungsmöglichkeiten der Anlage
Die Untersuchungen ermöglichen die Diagnose des Zustandes
eines Kindes in der Phase, wo die Änderungen gering sind, und dadurch deren
schnelle Korrektion möglich. Das alles trägt dazu bei, dass man einen Teil der
möglichen Probleme, die mit der Behandlung der Folgen der fehlerhaften
Körperhaltung verbunden sind, vermeiden kann.
Diese Methode ist nach der Erfüllung gewisser
Voraussetzungen reproduzierbar. Aufgrund meiner 6jähriger Erfahrung kann ich
sagen, dass sich charakteristische, persönlich variable Haltungseigenschaften
(wie Rumpfneigung, Form der Krümmungen, Schulterblattstellung etc.) oft in
darauffolgenden Untersuchungen bei denselben Kindern (nach einem, oder sogar
nach drei Jahren) wiederholen.
Das nächste Argument ist der Kontrollvorgang, der uns
dank der Untersuchungen erlaubt, uns flexibel im Laufe der Korrektionsmaßnahmen
zu verhalten und unseren Einfluss auf das Kind so anzupassen, um maximal die
Wirksamkeit und Effektivität zu erhöhen. Die Anlage hat keinen negativen
Einfluss auf den Menschen und es ist möglich so viele Untersuchungen durchzuführen,
wie viele notwendig sind. Man kann die Untersuchungen z.B. vor und nach der
Therapie, bei der Auswahl der Höhe der Schuheinlage bei kürzerem Bein, nach
bewusster Korrektion einer fehlerhaften, gewohnheitsmäßiger Körperhaltung
führen.
6. Verlauf
der Untersuchung
Während der Untersuchung müssen gewisse Bedingungen
erfüllt werden, die in der Zukunft Vergleichbarkeit der Ergebnisse aus
verschiedenen Zeiträumen garantieren.
Es sind Bedingungen zum Ausziehen vor der Untersuchung zu
schaffen, so dass die Schamgrenze nicht allzu sehr überschritten wird. Es ist
ratsam, an der Tür eine Schirmwand zu stellen, die eine direkte Einsicht in den
Raum von außen absperrt. Falls das unmöglich ist, ist die Untersuchungsanlage
so (auf den Tisch) zu stellen, dass die untersuchte Person mit ihrem Gesicht
der Tür gegenüber nicht stehen muss. Am besten ist es, wenn der Platz, wo die
untersuchte Person steht, sich außerhalb der Sichtweite der zufällig in den
Untersuchungsraum hereinblickenden Dritten befindet. Die Erfüllung dieser
Bedingung sichert dem Untersuchten einen gewissen Komfort zu und vermindert den
mit dem Ausziehen verbundenen Stress.
Während der Untersuchungen an einer größeren Gruppe von
Kindern, insbesondere in Schulen, ist überflüssiges Gedränge und eine größere
Zahl von Untersuchten in einem Raum zu vermeiden. Die zu Untersuchenden müssen
auch in Alters- und Geschlechtsgruppen eingeteilt werden. Das verbessert die
Arbeitsbedingungen und beugt Lärm vor sowie garantiert die früher erwähnte
Intimität.
Während der Vorbereitung des Untersuchten ist er, falls
möglich, nach früheren Zwischenfällen, die im Zusammenhang mit den
Körperhaltungsfehlern stehen, oder früherer Behandlung zu erfragen.
Nach der Eintragung ist der Untersuchte zu vermessen und
zu wiegen. Diese Information ist für die Berechnung gewisser Parameter wichtig;
sie ermöglicht auch in der Zukunft, die Änderungen im Verhältnis zur aktuellen
Körpergröße und Gewicht zu analysieren.
7. Technik der
richtigen Markierung des Patienten
Den
nächsten Schritt bildet die Markierung der Orientierungspunkte auf dem Körper
des Untersuchten. Es ist auf die Art und Weise der Markierung dieser Punkte zu
achten (anders bei schlanken und
andres bei beleibten Personen), sowie die Stellung, in der man das vornimmt.
Die Palpation wird mit der Fingerkuppe gemacht.
Unzulässig ist die Anwendung von Fingernägeln, weil die Reaktion des
Untersuchten auf einen zu starken, manchmal schmerzvollen Stimulus zur Änderung
der Stellung führt.
Bei einer schlanken Person sind die Dornfortsätze sehr
oft nach außen als eine Art subkutane Knötchen sichtbar. Deren Palpation wird
zart mit dem Zeigefinger gemacht und sie beruht auf der Hautverschiebung über
den Fortsatz zwecks Abfühlung und Markierung dessen Mitte. Etwas anders sieht
es bei beleibten Personen aus. Sehr oft sind die Dornforstsätze nicht sichtbar.
Man muss eine tiefere Palpation mit einem ziemlich starken Druck vornehmen. Oft
ist sie im Hinblick auf die Empfindlichkeit und Schmerzhaftigkeit der Gewebe
der Person unmöglich, bei der wir die für uns interessanten Punkte markieren
wollen. Leider muss die Markierung schmerzlos sein, so dass die Position bei
der Markierung die Merkmale einer richtigen Position trägt (frei, ungezwungen
usw. – wie unten beschrieben). Folgerichtig muss die Technik auf die Weise
geändert werden, dass die richtige Auftragung der Punkte gesichert wird. Der
zur Paltpation genutzte Finger ist der Daumen (seine Kuppe); es werden damit
Kreisbewegungen gemacht, indem man den Finger samt der Haut an der Stelle verschiebt,
wo wir die Spitze des Dornfortsatzes erwarten. Wir dosieren den Druck und so
sollen wir die gesuchte Stelle finden. Es sei hier noch erwähnt, dass je größer
die Druckkraft desto größer auch die Berührungsfläche unseres Fingers mit der
Haut der Untersuchten sein sollte. Die ganze Zeit ist auf die richtige Stellung
des Untersuchten zu achten, und im Fall deren Änderung ist sie zu korrigieren.
Während der Markierung des unteren Winkels des
Schulterblattes ist es ratsam, die Palpation mit der inneren Daumenseite zu
machen, indem man die Hand mit der Handfläche auf den Körper des Untersuchten
(auf sein Schulterblatt) legt. Wir halten den Daumen leicht gebogen und
versuchen, dass der untere Winkel des Schulterblattes die Höhe unseres
Daumenzwischengliedgelenkes erreicht, das sich an die Ränder des
Schulterblattes der untersuchten Person anpasst. Wir nehmen die Markierung bei
der Einhaltung der richtigen Stellung vor: die Arme des Untersuchten hängen
frei, die Schultern sind locker (sie dürfen nicht in die Höhe gezogen sein).
Bei der Markierung der hinteren Oberhüftbeinstacheln
müssen wir ganz am Anfang auf die bei den meisten Menschen vorkommenden
Einsenkungen über den Stacheln aufpassen. Sie sind eben in diesem Bereich zu
suchen. Die Palpation ist gleichzeitig an beiden Stacheln vorzunehmen, um ihren
Bau (er ist anders bei verschiedenen Personen) abzufühlen und dann die Punkte
auf demselben Niveau zu markieren. Die Palpation führen wir mit beiden
zueinander gerichteten Daumen gleichzeitig durch, den Schreibstift beiseite
legend. Vor der Markierung der Punkte ist die Haut im Bereich des Stachels
oberseitlich aufzugreifen und unter den Stachel zu schieben. Im Hinblick auf
den Bau der Stacheln ist solche Vorgangsweise zur vergleichbaren Markierung der
für uns interessanten Punkte unentbehrlich. Die hinteren Oberhüftbeinstacheln
sind als kegelförmige Anhöhen zu spüren. Die Durchführung der Palpation auf
deren Spitze ist mit großem Fehler belastet. Die Haut ist an dieser Stelle
ausdrücklich mehr verschiebbar und es ist schwer, an beiden Stacheln die Punkte
an identischen Stellen zu markieren. Das Aufgreifen der Haut und deren
Verschiebung unter die Stacheln ermöglicht die Aufhaltung der Daumen an
derselben Stelle am „Kegelabhang“ des Stachels. Es ist viel leichter abzufühlen
und ermöglicht vor allem (bei richtiger Stachelmarkierung) den Vergleich von
rechter und linker Seite.
Während der Ausführung aller Tätigkeiten am Untersuchten
ist es ratsam, ihm zu sagen, was wir machen und der Handlung vorzugreifen. Das
macht den Untersuchten selbstsicherer und verhindert z.B. eine plötzliche
Umdrehung des Untersuchten bei der ersten Berührung seines Rückens mit dem
Schreibstift. Uns erspart es die Notwendigkeit, die richtige Stellung aufs Neue
zu suchen.
8. Die
Körperstellung des Untersuchten
Die Körperstellung zur Markierung und der darauffolgenden
Untersuchung sollen einige feste Elemente charakterisieren. Die Füße sollen auf
die Schulterbreite aufgespreizt sein. Es ergibt sich aus der Notwendigkeit,
beim Untersuchten die gleichmäßige Fußbelastung zu kontrollieren. Mit
aufgespreizten Füßen ist das Moment der Lastverlagerung auf ein Bein
ausdrücklich sichtbar und kann sofort korrigiert werden. Sind die Füße
zusammen, sucht der Körper ständig nach dem Gleichgewicht, weil die Stützfläche
gering ist, und dadurch sind diese Bewegungen für den Untersuchenden schwer zu
erfassen.
Die Kennzeichnung soll im Stehen mit freihängenden oberen
Extremitäten und gerader Kopfstellung (Gesicht vor sich hin horizontal)
erfolgen. Es ist falsch, die Kennzeichnung in Beugestellung nach vorne (die
Stellung zur Untersuchung des Rippenbuckels) durchzuführen; sehr oft kommt zur
Beuge eines der Knie, was die Verlagerung der Krümmungen auf die Wirbelsäule
verursacht, die der Wirklichkeit nicht entsprechen. Ein anderes Problem ist
auch die Verschiebbarkeit der Haut, die in der Beugestellung einigermaßen nach
vorne gezogen ist, und während der Untersuchung in aufgerichteter Stellung kann
den wirklichen Verlauf der Linie der Dornfortsätze nicht widerspiegeln.
Die Stellung des Untersuchten zum Zeitpunkt der
Bildaufnahmen erfordert auch die Einhaltung eines gewissen Schemas, das die
Aufrechterhaltung einer richtigen Position garantiert und die Möglichkeit der
Reproduzierbarkeit und Objektivierung der durchgeführten Untersuchungen gibt.
Es ist wichtig, während der Bildaufnahmen im Computer auf die nachstehende
Reihenfolge zu achten:
·
die Aufnahmefunktion und das Licht am
Apparat einschalten
·
das Licht im Untersuchungsraum
ausschalten
·
an den Untersuchten von hinten
herantreten
·
die Stellung des Untersuchten
korrigieren (Aufspreizen der Füße, Sichtbarmachen der Gesäßspalte, Entspannung
der hängenden oberen Extremitäten, Entspannung der Schulterblätter,
Verbesserung der Kopfstellung, eine Bitte vor sich hin zu schauen)
·
an den Untersuchten von vorne
herantreten und mit zarten Bewegungen der auf den Hüften des Untersuchten
gelegten Hände symmetrische Beckenstellung im Computerbild herbeiführen
·
die Aufnahme unterbrechen und sie
anschließend am Computer bearbeiten.
Die Änderungen der
Reihenfolge können die Ermangelung der gewünschten Untersuchungsstellung mit sich bringen. Ein Beispiel dafür ist
den Untersuchten positionieren und dann Licht ausschalten. Es verursacht eine
automatische Stellungsänderung des Untersuchten, oft seine Umdrehung oder sogar
Erschrecken.
Während der Untersuchung
stehen wir vor dem Untersuchten. Dadurch kontrollieren wir die ganze Zeit seine
Stellung, und den Computerbildschirm betrachten wir über die Schulter des Untersuchten.
Sollte unter solchen Umständen der Untersuchte ein Knie beugen und dadurch ein
Bein mehr belasten, ist die Kopfverschiebung und die –bewegung sogar bei
ausgeschaltetem Licht mit Beleuchtung des Rückens des Untersuchten
ausschließlich mit dem Fotoapparatlicht leicht zu erfassen. Leider ist das
Stehen auf einer der Seiten des Untersuchten falsch. So kommt es zur
reflektorischen Ablenkung in die entgegengesetzte Richtung und das erlangte
Ergebnis widerspiegelt nicht ganz genau den Zustand des Patienten. Auch das
Stehen hinter dem Patienten ermöglicht das gleichzeitige Kontrolle des
Computerbildschirms und der Stellung des Untersuchten nicht.
Im Fall z.B. der
Ungleichheit der unteren Extremitäten gibt die Anlage die Möglichkeit, weitere
Vermessungen und Aufnahmen unter Anwendung der Unterlagen zu machen und die
Kürzung auszugleichen. Man kann hier aufgrund der Trial-and-Error-Methode die
Höhe der Schuheinlage so zu wählen, dass die günstigste Parameter- und dadurch
die Körperhaltungsänderung des Patienten erreicht wird. Wenn man die Ergebnisse
und das Computerbild einiger Untersuchungen vergleicht, z.B. ohne Einlage und
mit ein paar Höhenoptionen der Unterlagen, kann man z.B. das Verhalten der
Wirbelsäulelinie, Änderungen der Taillendreiecke, Höhe der hinteren
Oberhüftbeinstacheln, Muskelwülste im Lendenbereich und viele andere Parameter
verfolgen.
Die mithilfe der Anlage, die auf das
Moiré-Projektionsphänomen gegründet ist, durchgeführte Untersuchung und die
übliche Röntgenaufnahme sind zwei verschiedene Untersuchungen. Oft sind die
Abweichungen durch unterschiedliche Körperstellungen während der Aufnahme
verursacht. Es passiert, dass die Röntgenaufnahmen im Liegen gemacht werden.
Eine für die EDV-Aufnahme geeignete Position ist aufgerichtete Stellung mit den
auf die Schulterbreite aufgespreizten Füßen und vor allem mit gleichmäßiger
Belastung beider Beine. Die aufgerichtete Stellung entspricht am meisten dem
„Alltagsleben“. Darüber hinaus deckt sich der aufgrund der Röntgenaufnahmen
errechtete Cobb-Winkel mit dem durch den Computer errechneten Krümmungswinkel
nicht immer. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass zur Bestimmung des
Krümmungswinkels mithilfe der EDV-Untersuchung die Dornfortsatzlinie
berücksichtigt wird. Bei größeren Krümmungen, die mit deutlicher Wirbelrotation
verlaufen, entsprechen die Dornfortsätze der tatsächlichen Lage der Wirbel
nicht (man muss das im Auge behalten).
Nach der Untersuchung muss man dem Untersuchten etwas
Zeit zum Anziehen geben und ihm mitteilen, wie und wann man das Endergebnis der
Untersuchung bekommen kann.
9. Was kann
in den Beziehungen Kind-Eltern-ich gezeigt werden?
In der Beziehung Eltern – Kind – der Untersuchende muss
man vor allem die Zweifel klären, mit denen die Eltern zur Untersuchung
gekommen sind. Der Ansporn zur Durchführung der Untersuchung ist oft ein
früherer Verdacht der Eltern eines bestehenden Körperhaltungsfehlers bei ihrem
Kind (das Kind sitzt und hält sich krumm, es trägt die Schultasche schlecht, es
ist krumm, das Kind der Nachbarn hat schon einen Haltungsfehler...). Immer muss
man den Eltern erklären und zeigen, am besten an ihrem Kind, was beunruhigend
und von der Norm abweichend ist. Die Eltern müssen sich teilweise als
Untersuchende fühlen, und dank unserer Beobachtungen den Eindruck haben, dass
sie auch objektiv ihrem eigenen Kind gegenüber sein können. Dank solcher
Einstellung können wir auf spätere Zusammenarbeit mit den Eltern bezüglich der
Weitertherapie (nach der Fehlerdiagnose) rechnen.
10.
Auslegung der Ergebnisse
Nach
Abschluss der Untersuchungen und der durch den Computer gemachten Berechnungen
muss man die Ausdrucke so beschreiben, dass die Eltern, die keine Fachleute
sind, das Untersuchungsergebnis verstehen und gleichzeitig an den
Korrektionsmaßnahmen aktiv teilnehmen können, falls solche sich als notwendig
erweisen. Die Untersuchung enthält eine Reihe von Parametern; die wichtigsten
sind aber diejenigen, die die Wirbelsäulenkrümmungen und Symmetrie des
Brustkorbes sowie das Verhalten des Beckens bestimmen. Für wissenschaftliche,
Vergleichs- oder andere Zwecke können sämtliche Parameter eingehend analysiert
werden. Wenn wir das aber für die Eltern machen, bleibt das Ergebnis
unverständlich und schwer auszulegen.
Bei der Beschreibung der Untersuchung richten wir uns
nach den für den gegebenen Parameter vorgesehenen Normen. Als Norm gilt die
Abweichung im Bereich von (so habe ich angenommen):
Bis 5 mm für folgende Daten:
·
Parameter bezüglich der Schulterblätter
·
Parameter bezüglich der Taillendreiecke
·
Parameter, der die Höchstablenkung der
Linie der Dornfortsätze von der Linie C7-S1 festsetzt
Bis
10 mm für den Parameter, der die Lage der Schultern bestimmt.
Die
Parameter aber, die den Unterschied in der Lage der hinteren Oberhüftbein-
stacheln festsetzen, sollen
0,0-Abweichung zeigen – sonst kommt Asymmetrie im Beckenbereich vor oder eine
der unteren Extremitäten ist auf einer Seite kürzer.
Wenn wir aber die
Sagittalebene betrachten (Rund-, Konkav-, Rundkonkav-, Flachrücken...),
beurteilen wir den Winkel der Thorakalkyphose und Lumballordose. Einen
Grenzwinkel stellt der Winkel von 145°([2]) dar. Je größer der Winkel desto
geringer der Fehler. Das Ergebnis der Untersuchung ist mit vollständigen Sätzen
ohne Abkürzungen oder Fachnomenklatur
zu beschreiben. Unsere
Worte müssen die Eltern überzeugen, die sich sehr oft auf dem Gebiet nicht auskennen. Zum Schluss muss man den
Eltern noch weitere therapeutische Schritte andeuten. Ob das
Korrektionsübungen, mehr Aufmerksamkeit für das Kind bei alltäglichen Aktivitäten,
oder ein Besuch bei einem Orthopäden sein sollten, ergibt sich schon aus den
während der Untersuchung erlangten Parametern.
Bei der Auslegung der Ergebnisse sind die oben genannten
Normen zu berücksichtigen; man kann die aktuelle Untersuchung mit den
Ergebnissen aus der früheren Untersuchung vergleichen. In diesem Fall können
zwei Untersuchungen unter allerlei Hinsicht verglichen werden, indem man die
für uns interessanten Parameter frei auswählt.
11. Was
weiter mit dem Kind und der Untersuchung?
Eine wiederholte Untersuchung ist eine Prüfung der
Fortschritte und Änderungen, die im Körper des Kindes eintreten. Dank der
während der Untersuchung erlangten Zahlenparameter ist es möglich, die
Änderungen auf vielen Ebenen genau festzustellen. Eine wiederholte Untersuchung
ermöglicht die Beurteilung der bisherigen Ergebnisse und Vornahme notwendiger
Korrekturen in der Weiterbehandlung.
Die Termine der wiederholten Untersuchung wären von den
Ergebnissen der ersten Untersuchung abhängig. Man könnte Folgendes
annehmen:
1. Bei
deutlichen Normabweichungen während der ersten Untersuchung sollte die nächste
Untersuchung nach ca. 6 Monaten erfolgen. So kann man die Fortschritte und
Effektivität der therapeutischen Maßnahmen einschätzen.
2. In
übrigen Fällen kann die wiederholte Untersuchung nach 12 Monaten durchgeführt
werden.
Bei Feststellung der
Störungen in der Körperhaltung ist eine entsprechende Therapie unter Leitung
eines zu diesem Zweck berufenen Teams einzuleiten.
Man muss klar sagen, dass alle die therapeutische Arbeit
als Team leisten müssen. Dieses Team sollen die Eltern samt ihrem Kind sowie
ein Arzt mit einem Rehabilitationsspezialisten/Physiotherapeuten bilden. Um
Erfolg zu erreichen, müssen alle daran beteiligt sein.
Äußerst wichtig ist es, dass dem Kind sowohl bei geringen
Asymmetrien, als auch bei deutlichen Änderungen ein Bewegungs- und
Ausgleichssportsbedürfnis eingeprägt wird.
Die entsprechend gewählte Bewegung und Anstrengung
garantieren richtige Entwicklung, Leistungsfähigkeit, Suffizienz, bessere
Konzentration, klares Denken ...
Der Vater der polnischen Orthopädie und Rehabilitation
Prof. Wiktor Dega hat schon lange her auf die Bewegungsnotwendigkeit als etwas
aufmerksam gemacht, was durch nichts ersetzt werden kann, und für den Wunsch, die
Gesundheit zu erhalten, ist sie unentbehrlich.
Die Redensart: „Bewegung ersetzt viele Medikamente, aber
kein Medikament ersetzt die Bewegung“ hat einen tiefen Sinn und außerdem können
wir die Bewegung kostenlos haben.